P.O.M. – Partei ohne Menschen
Die katholische Lösung für sämtliche Probleme der Welt
(Vorsicht, Satire!) Klimawandel, Flüchtlingskrise, Rechtspopulismus, Krieg: Endlich gibt es eine Partei, die alle diese Probleme binnen hundert Jahren vollständig gelöst haben wird, und zwar durch die sukzessive Subtraktion der Menschheit zugunsten des globalen ökologischen Gleichgewichts. Konkret handelt es sich um die Partei ohne Menschen (P.O.M.), die nach katholischem Vorbild den weltweiten Pflichtzölibat einführen will. Die katholische Null-Kind-Politik, so der Noch-Parteivorsitzende Nihilos Misanthrópolos, erweist sich als das einzig wirksame Mittel, nicht nur der Überbevölkerung Herr zu werden, sondern auch den Menschen an sich zum Auslaufmodell zu machen. Nur dadurch, so Misanthrópolos, könne dem Naturschutz die oberste Priorität eingeräumt werden.
Durch die Einführung des globalen Pflichtzölibats würden sukzessive alle sozialen und ökologischen Probleme gelöst. Das Ziel sei eine konfliktfreie Welt ohne Grenzen, ohne Kriege und Krisen. Nach spätestens neun Monaten könnte man auf Hebammen und Kreißsäle verzichten, nach fünf weiteren Jahren auf Kindergärten. Dreizehn Jahre später wären Schulen überflüssig, zehn weitere Jahre würde es dauern, bis man jede Art von beruflicher und universitärer Bildung auslaufen lassen könnte. Die volkswirtschaftlichen Einsparungen vor allem im Lohnsektor wären immens, die gesteckten Klimaziele würde aufgrund des geringeren Verkehrsaufkommens viel schneller erreicht. Und das alles ohne weitere Investitionen in Elektroautos, Digitalisierung und klimaneutrale Technik.
Infrastruktur und Bauwirtschaft könnten sodann auf ein befristetes Erhaltungs- und Reparaturniveau abgesenkt werden. Das Konsumverhalten würde schrittweise eingedämmt bis zur völligen Bedürfnislosigkeit. Keine Massentierhaltung, keine genveränderten Lebensmittel, keine stinkenden Fabriken für ohnehin überflüssige Konsumgüter, keine Kreuzfahrtschiffe. Durch das zu erwartende Fehlen von Pflegekräften und medizinischer Forschung könnten viele Einrichtungen des Gesundheitswesens schnell und unkompliziert abgewickelt werden. Beamte und Bestatter werden selbstverständlich bis zum Ende durchhalten.
Dann aber könnte sich das Weltklima vollständig erholen, die Natur würde aus hässlichen grauen Städten wieder schöne grüne Landschaften machen. Das Ruhrgebiet beispielsweise wäre ein großer See mit vielen Tierarten, die Wolkenkratzer in New York und anderen Metropolen wären spätestens nach fünfzig Jahren von Bäumen überrankt, so dass sie einstürzen und noch eine Zeitlang als Ruinen einer ungeahnten Biodiversität Platz machen könnten.
Eine Erde ohne Menschen wird ein gewaltfreies Biotop sein, das zu hundert Prozent nachhaltig und völlig naturbelassen ist. Der Pflichtzölibat würde selbstverständlich von allen Menschen mit großer Freude übernommen, völlig freiwillig, solidarisch mit der Natur sowie als gläubiges Zeichen für die Ewigkeitshoffnung. Denn bei Gott werden sich ja ohnehin alle Menschen wiedersehen, die jetzt um des Himmelreiches und der ökologischen Nachhaltigkeit willen demütig auf Fortpflanzung verzichten. Die Wissenschaft hat zweifelsfrei festgestellt, dass sich auf Erden nur ohne den Menschen Pflanzen und Tiere ungestört entfalten und vermehren können.
P.O.M., die Partei ohne Menschen, ist grüner als die Grünen, gerechter als die Sozialdemokratie, liberaler als der Kapitalismus und wegen des schöpfungstheologischen Aspekts ohne Zweifel christlicher als die Unionsparteien. Darüber hinaus wird sie sämtliche Nationalisten völlig schmerzlos im braunen Sumpf kompostieren.
Die katholische Kirche hat den Wahlaufruf der P.O.M. bereits begeistert aufgenommen. „Endlich hat jemand das Geschenk des Zölibats richtig verstanden und global ausgeweitet“, hieß es aus dem Vatikan. „So wird die ganze Welt spätestens in hundert Jahren erfahren, was Erlösung bedeutet.“ Agnus Kardinal Popeia, der vatikanische Staatssekretär, zitierte aus der Geheimen Offenbarung des Johannes, dem letzten Buch der Bibel: „Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen“ (Offenbarung 21,4). Durch puren altruistischen Reproduktionsverzicht wäre auch die leidige Diskussion um Kirchenreformen erledigt, Mission und Evangelisierung könnten beherzt eingestellt werden, das Reich Gottes nähme ohnehin seinen Lauf. Halleluja!
Treten wir ein für Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Ökologie! Überlassen wir die Erde sich selbst, dann wird um des Himmelreiches willen endlich alles gut. Der Pflichtzölibat ist die Lösung für alles und für alle, ganz nach katholischem Vorbild. Wählen Sie deshalb P.O.M. – die Partei ohne Menschen! (Satire Ende)