Donnerstag, 9. April 2020

Kleine Gebetsschule XXIV: Das Gebet des Don Camillo

Wer kennt sie nicht, die amüsanten Auseinandersetzungen zwischen dem kommunistischen Bürgermeister Peppone und dem eifrigen Dorfpfarrer Don Camillo, geschrieben von Giovanni Guareschi, verfilmt und hundertmal im Fernsehen wiederholt? Don Camillo hat eine ganz eigene, unverkrampfte Beziehung zu seinem Herrn Jesus Christus, mit dem er spricht wie mit einem guten Freund. Jesus antwortet ihm vom Kreuz aus, macht Seinen Dorfpfarrer immer wieder auf seine eigenen Schwächen aufmerksam, erträgt alle Menschlichkeiten, zeigt sich barmherzig auch gegenüber den Kommunisten und muss oft genug den „Seeleneifer“ Don Camillos bremsen.

Von dieser einmaligen Art zu beten habe ich viel gelernt. Ich stelle zwei Stühle ins Zimmer, setze mich auf den einen und stelle mir vor, Jesus säße auf dem anderen. Oder ich stelle mich wie Don Camillo in die Pfarrkirche und schaue zum Kreuz. Und dann erzähle ich Ihm alles, frei heraus, ruhig auch ein bisschen frech, emotional, aufgeregt. Ich stelle mir vor, was Er mir antworten würde – und merke dabei, dass ich Ihn und mich selbst weit besser kenne als ich bisher dachte. Denn schnell merke ich, dass ich barmherziger sein muss – mit der Welt, mit den Menschen und vor allem mit mir selbst. Meine Diskussion mit Jesus holt mich immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. 

Das Gebet des Don Camillo ist wunderbar, um Dampf abzulassen. Die Menschen, die mich belasten, muss ich dann nicht mehr auf den Schultern tragen – das ist viel zu schwer. Ich kann sie aber ins Herz schließen, nachdem ich Jesus alles erzählt habe, Er mich beruhigt hat, ich barmherziger geworden bin und gebetet habe für alle, die mich ärgern.

Das Gebet ist aber auch gut, um eine freundschaftliche Ebene mit Jesus Christus zu finden; zu Ihm, der gesagt hat: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet. Dies trage ich euch auf: Liebt einander!“ (Johannes 15,13-17).

Bis morgen!
Stefan Jürgens