Montag, 13. April 2020

Kleine Gebetsschule XXVIII: Mir zu eigen gemacht

Es gibt formulierte Gebete, die sprechen mich sofort an. Mit einigen dieser Texte gehe ich schon seit Jahren durchs Leben. Es sind biblische Gebete, die ich auswendig kann; Texte von John Henry Newman, Dietrich Bonhoeffer, Huub Oosterhuis, Karl Rahner, Jörg Zink, Johannes Hansen und Hermann-Josef Coenen; Choräle aus den Kantaten und Passionen von Johann Sebastian Bach, den Oratorien Händels und Mendelssohn-Bartholdys, Lieder von Manfred Siebald und anderen.

Diese Texte hängen als Poster an den Wänden meiner Wohnung, drängen sich in Zettelkästen und Büchern, füllen Hängeregistraturen und Kladden. Vor allem aber habe ich sie zur Hand, wenn ich sie brauche; sie fallen ohne besondere Anstrengung ins Leben ein und bilden mein ganz persönliches Gebetbuch. Ich brauche sie weit mehr als alle die vielen Bücher, die sich in meiner Wohnung um mich drängen. Das, woraus ich lebe, ist ganz einfach und ganz wenig; eine eiserne Ration für alle Tage. Die tägliche Schriftbetrachtung beginne ich zum Beispiel immer mit demselben Gebet von John Henry Newman.

Es lohnt sich, mit den Texten, die zu sprechen begonnen haben, sorgfältig umzugehen, sie zu sammeln, abzuschreiben, zu sortieren, auswendig zu lernen. Mit einem Text verbindet sich in der Erinnerung häufig eine tiefe Glaubenserfahrung. Sollte ich jemals in eine Situation kommen, wo mir alles genommen wird, dann gibt es eine große Anzahl an Gebetsworten, die mich tragen werden. Und viele Erinnerungen, die ihre geistliche Kraft entfalten.

Bis morgen!
Stefan Jürgens